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PRESSEMITTEILUNG: Abschied von Sayeh

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Anlässlich des Todes von Houshang Ebtehaj

Houshang Ebtehaj (H.E. Sayeh), ein großer Dichter, Lyriker, unvergleichlicher Librettist ­und Gründungsmitglied des ersten Iranischen Schriftstellerverbandes, ist im Alter von 95 Jahren in Köln von uns gegangen. Einer der immer um seine Heimat und deren Menschen besorgt war, schreibt noch während der anfänglichen Revolutionstage im Dezember 1979 im Iran in einem schönen Gedicht namens „Freiheit“:

Freiheit!

Du kommst vom blutigen Wege,

jedoch

während du näherkommst

zittere ich innerlich:

Welch ein Geheimnis verbirgst du in deiner Hand?

Was hat sich um deine Beine umschlungen?

 

Oh, Freiheit

Kommst du mit Ketten?

Das Leben zeigte, wie dieses begonnene Gefühl der Sorge und Angst um die Zukunft des Landes und der Menschen, deren Schmerz, Trauer und Freude er so wie ein Spiegel immer wieder in Form schönster und einfacher lyrischen Wortgebilde reflektiert und darstellte, der bitteren Wahrheit entsprach.

Sayeh ein begnadeter, wahrhaftiger und realistischer Dichter ausgestattet mit den feinen, schönen und kreativen Fähigkeiten setzte in seiner Arbeit die künstlerische Tradition fort und bewahrte das Vermächtnis der literarischen und Dichterkunst einiger Berühmtheiten Irans wie Khayyam, Ferdowsi, Molavi, Hafez und Saadi. Er war einer der angesehenen Schüler von Nima Yoshij, dem Vater der neuen und modernen Form der persischen Poesie.

Er leitete von 1972 bis 1978 als Programmdirektor der besonders wichtigen Musik-Sendung „Golha“ im Radio und gründete in dieser Zeit auch das „Anthologie-Musikprogramm der Woche“, wo er eine einflussreiche und aktive Rolle auf dem Gebiet der iranischen Musik gespielt hat.

Eine große Anzahl von mehreren Generationen von Iraner*innern lebten mit seiner Dichterkunst und waren mit seiner Poesie vertraut und es werden gewiss weitere Generationen von den Liebhabern der persischen Poesie nachkommen, welche die schöpferische Kraft und die Schönheit seiner Dichterkunst schätzen und lieben werden.

Mit dem Tod von Sayeh, dem feinfühlig realistischen und rationellen Dichter verlor ­der Iran einen der höchsten Vertreter zeitgenössischer persischen Poesie, der Jahrzehnte lang seine Zeit im Bereich Dichterkunst überstrahlte.

Die iranische Gemeinde in Deutschland spricht der Familie von Houschang Ebtehaj, den Freunden und allen iranischen Kulturliebhabern ihr aufrichtiges Beileid aus.

Du lebst in mir, ich in dir, wir werden niemals sterben

Du und ich mit Tausenden von anderen.

Diesen Weg gehen wir.

Der Sieg wird unser sein

Und der Morgen mit all den Freuden und des Glückes

 

Möge sein Andenken stets in Ehren bewahrt werden

Vorstand der Iranischen Gemeinde in Deutschland

BAMgA Image-Film

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BAMgA ist die Bundesallianz der MOs gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit. Die Iranische Gemeinde in Deutschland ist eines der Gründungsmitglieder dieser Allianz. Die BAMgA wird durch das BAMF gefördert.

1. Mai Tag der Arbeit

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Dieses Jahr steht der 1. Mai im Zeichen des Krieges in der Ukraine und weiterhin der Pandemie. Die Lohnabhängigen haben mit erhöhten Lebensmittel- und Energiepreisen, Massenentlassungen, Union Busting, und hohen Mieten zu kämpfen. Menschen, die in den prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind und ein geringes Einkommen beziehen, können kaum von ihrem Gehalt leben und sind auf Aufstockung bei der Grundsicherung angewiesen. Fast jede:r Fünfte ist laut Umfragen im Niedriglohnsektor beschäftigt. Insbesondere sind Menschen mit Migrationsbiografien davon betroffen und werden auch oft als Leiharbeiter:innen oder über Werkverträge zu Dumpinglöhnen beschäftigt.

Auch die iranische Community leidet unter diesen Umständen.

Die Schere zwischen arm und reich klafft weiter auseinander. Während die geplanten höheren Militärausgaben und ihre Folgen die Wirtschaft und die Mehrheit der Haushalte stark belasten und dadurch viele Menschen von Armut bedroht sind, gibt es Krisengewinner, die sich in dieser Situation zum Teil weiterhin unermesslich bereichern werden.

Es ist jetzt an der Zeit, nochmals die Frage aufzuwerfen, wie wir unsere Gesellschaft bei all diesen Herausforderungen gerechter, nachhaltiger und solidarischer entwickeln und gestalten wollen. Denn eins ist sicher, die massiven Kosten der notwendigen und unaufschiebbaren Transformationsprozesse wie Klimaschutz, Digitalisierung und Gestaltung der Migrationsgesellschaft können nicht allein von den arbeitenden Menschen und deren Kindern in der Zukunft getragen werden. Wir brauchen mehr Solidarität, Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Es geht um nichts weniger als die Erhaltung und Weiterentwicklung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

Frohes Nowruz-Fest

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In der alten Tradition des Neujahrsfestes „Nowruz“ kommen die Ideen der Erneuerung sowie die des Wandels von Natur und Mensch zum Ausdruck.

Ein gemeinsames schönes und zugleich verzauberndes Vermächtnis, das verschiedene Nationen, Völker und ethnische Gruppen, unabhängig von ihrem geographischen Lebensmittelpunkt verbindet. Jedes Jahr wird Nowruz in Iran, Afghanistan, Tadschikistan, Kasachstan, Usbekistan, Republik Aserbaidschan, Turkmenistan, Kirgisistan und einigen Regionen des Iraks, Syriens, der Türkei, Russlands und Chinas gefeiert.

Die Deklaration von Nowruz als Kulturerbe der Menschheit durch die UNESCO zeigt, dass die Bedeutung dieser großartigen Tradition über die nationalen Grenzen hinaus geht und sich auf internationaler Ebene eine gebührende Anerkennung verschafft hat.

Deshalb setzt sich die Iranische Gemeinde in Deutschland Seit März 2013 unablässig für folgende Forderungen ein:

  • Das Nowruzfest auch in Deutschland zum Feiertag für Schülerinnen und Schüler aller Nationen, Völker und ethnischen Gruppen, die dem Nowruz-Kulturkreis angehören, zu deklarieren.
  • Den in Deutschland lebenden Bürgern aus dem Nowruz-Kulturkreis sowie deutschen Staatsbürgern, die aus dem Selbigen abstammen, zu ihrem Fest offiziell zu gratulieren, wie es auch in einigen europäischen Ländern, in Kanada und in den USA geschieht.

Die Erfüllung dieser Anforderungen bedeutet die Anerkennung der kulturellen Vielfalt in Deutschland als ein Einwanderungsland. Nur durch eine allumfassende Unterstützung können sich die oben genannten Forderungen realisieren lassen.

Zum Schluss ist zu betonen, dass Nowruz ist ein Fest des Friedens und der Freundschaft. Zum Noruzsfest gedenken wir der Opfer der Kriege in Ukraine, Syrien, Yemen, Afghanistan und allen anderen Orten der Welt.

Gemeinsam gegen Krieg und Kriegstreiber jeder Couleur!

 

PRESSEMITTEILUNG: zum Internationalen Frauentag 2022

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Wir als Iranische Gemeinde in Deutschland e.V. gratulieren wie alljährlich herzlichst zum Internationalen Weltfrauentag!

Den 8. März erklärte die UNO im Rahmen des „Internationalen Frauenjahrs“ 1975 schließlich zum „International Women’s Day“ (IWD). Zwei Jahre später, im Dezember 1977, proklamierte ihn die UNO-Generalversammlung offiziell als „Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ und forderte, dass er künftig jährlich in jedem Mitgliedsland begangen werden soll. Seitdem ist der internationale Weltfrauentag eines der wichtigsten Tage weltweit, welcher um nach mehr Beachtung und Umsetzung der dringend geforderten Sicherstellung von Menschenrechten und die darin zugrundeliegend geschlechtersensiblen Gleichstellungspolitiken für Frauen und Mädchen wirbt.

Wir erinnern und denken an diesem Weltfrauentag vor allem an die vielen Frauen in unzähligen Ländern, wo nach wie vor Frauenrechte und Gleichstellungspolitiken in jeglicher Hinsicht, vor allem auf sozialer, arbeitsrechtlicher, geschlechtersensibler Ebene, weiterhin fehlen. Für das Inkrafttreten dieser Frauenrechte kämpfen Frauen in vielen Ländern mit sehr hohem persönlichem Engagement und sind hierbei bereit, der offen staatlich patriarchalen Gewalt entgegenzutreten und diesen im Kampf für Frauenrechte in Kauf zu nehmen.

Frauenprotestbewegungen finden bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts statt, und zwar zunächst in Amerika und später sich ausweitend in ganz Europa. Die Frauenproteste damals waren Arbeitnehmer:innenbewegungen, die von 1911 bis 1921 anhielten und gerechtere Arbeitnehmer:innenrechte für Frauen einforderten. Der Weltfrauentag besteht demnach bereits seit mehr als ein Jahrhundert und seitdem setzen sich Frauen weltweit für ihre Forderungen im Sinne der Gleichstellung von Frauen und Männern in einer pluralen und globalisierten Welt ein. Sie nutzen vor allem den 8. März, um diese öffentlich zu machen und dafür zu demonstrieren.

So werden jährlich weltweit diverse und vielfältige Veranstaltungen von Frauen ausgerichtet, die darauf abzielen, die unterschiedlichen Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen, die Frauen in ihrem Leben in patriarchal geführten Ländern erleiden, zu thematisieren und Politiker:innen dazu einladen, für eine geschlechtergerechte Politik weltweit aktiv zu werden und entsprechend zu handeln.

Der 8. März ist weltweit ein besonderer Tag, an dem wir alle politischen, wie auch sozialen Aktivitäten und Themen von Frauen weltweit und aus unterschiedlichen Kulturen und Nationen wertschätzen, aufwerten und daran erinnern wollen.
Wir alle werden jedoch nicht nur einmal im Jahr, am 8. März aufgefordert, um an Frauenrechte und  die zwingend notwendigen Forderungen für eine weltweit gerechte Gleichstellungspolitik zu denken und dafür entsprechend aktiv zu werden, sondern wir mahnen öffentlich als Zeug:innen bei Unterdrückung von Frauen und ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben, wann immer dies notwendig sein sollte, wie z.B. die Unterdrückung von Frauenrechten in stark traditionell geprägten Ländern wie im Iran oder Afghanistan, die tagtäglich stattfindet.

Anfang des 20. Jahrhunderts erlangten Frauen in Deutschland das Wahlrecht und somit entsprechende Rechte und Teilhabemöglichkeiten, auf politischer Ebene mitstimmen zu können.

Aber die Gleichstellung in puncto Lohnungerechtigkeit bei gleichen Jobs und gleicher Qualifikation zwischen Männern und Frauen gilt es noch immer nach wie vor politisch zu lösen. Frauen in politischen Ämtern, in Bezirksausschüssen der Städte, als Stadträt:innen, in den Landtagen der unterschiedlichen Bundesländer und im Bundestag sind seit Jahren nur in der Minderzahl vertreten und vorzufinden.

Seit 2001 ist Deutschland besonders als Einwanderungsland, das Land und die neue Heimat vieler Frauen und Mädchen mit Migrationsbiografie und in den vergangenen Jahren haben viele von ihnen einen Antrag auf Asyl gestellt. Die Iranische Gemeinde in Deutschland möchte den heutigen Weltfrauentag nutzen, um auf die Forderungen von Mädchen und Frauen mit Flucht-/Migrationsbiografie besonders aufmerksam zu machen:

  • Sicherstellung der individuellen, sozialen und finanziellen Lebenslage von geflüchteten Frauen
  • Aufwertung und Anerkennung von aktiven und gut ausgebildeten Frauen, auf sozialer und wirtschaftlicher-/arbeitsrechtlicher Ebene
  • Beförderungsoptionen von Frauen auf Leitungsebenen
  • Mehr Förderung der Teilhabe und Partizipation von Frauen auf politischer Ebene
  • Mehr Förderung der Teilhabe und Partizipation von Frauen bei politischen Ämtern in der Kommune, auf Landesebene und im Bundestag
  • Bessere und weitreichende Bildungsangebote für Mädchen und Frauen
  • Vielfältige Sportangebote für Mädchen und Frauen
  • Ausbildungsangebote für Mädchen und Frauen mit Flucht-/Migrationsbiographie
  • Anerkennung von Ausbildungen, Berufszeugnissen und Arbeitserfahrungen, die bereits in der Heimat abgeschlossenen wurden für die Integration in den dem Arbeitsmarkt
  • Wahlrecht für Geflüchtete* und Migrant*innen
  • Förderung von politischem und sozialem Engagement von interessierten und aktiven Mädchen und Frauen

In diesem Jahr steht der Weltfrauentag, der „Tag für die Rechte der Frauen und des Weltfriedens“, im Schatten des ausgebrochenen Krieges in der Ukraine. Wir wünschen in dieser sehr schwierigen Zeit der tapferen ukrainischen Bevölkerung, insbesondere die stark vulnerable Gruppe von Frauen und Kinder, eine schnellstmögliche Einkehr von Frieden und Wiederherstellung der Sicherheit für die Ukraine und sein Volk.

In Gedanken sind wir bei ihnen und sprechen ihnen unser tiefes Mitgefühl und unsere Empathie aus und wir hoffen auf eine unverzügliche Besserung ihrer Lebenslage!

PRESSEMITTEILUNG: Zum Internationalen Tag der Muttersprache

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Die Iranische Gemeinde in Deutschland e.V. (IGD) gedenkt dem Internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar 2022.

Die UNESCO hat diesen Tag im Jahr 2000 vor dem Hintergrund ausgerufen, dass fast die Hälfte aller weltweit gesprochenen Sprachen vom Aussterben bedroht ist. Zur „Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit“ soll mit diesem Gedenktag weltweit insbesondere an Minderheitensprachen, die von weniger als 10.000 Menschen gesprochen werden, erinnert werden.

Dieser Tag ist u. a. wichtig, weil die empirischen Studien zeigen, dass die Beherrschung der Muttersprache der Schlüssel zum Lernen der neuen Sprachen in einer globalisierten Welt ist.

Die IGD möchte deshalb aus dieser historischen Entwicklung resultierend auf drei folgenden von uns bereits mehrmals kommunizierten Anregungen aufmerksam machen:

  1. In einer Gesellschaft mit 25% Einwohner:innen mit Migrationsbiografie ist die Verwendung und Förderung der Muttersprache neben dem Deutschen besonders wichtig. Aus Sicht eines Bundesverbandes von Migrantenorganisationen wollen wir auf die Bedeutung von Fremdsprachenunterricht und Mehrsprachigkeit als Schlüssel einer besseren Integration und Partizipation sowie als Beitrag zum besseren gegenseitigen Verständnis und eine Bereicherung der kulturellen Vielfalt hinweisen.
  2. Für viele Menschen, deren Muttersprache Persisch, die offizielle Amtssprache des Irans, ist, fordern wir die bundesweite Anerkennung des Persischen in den Rahmenlehrplänen und Persisch als Wahlfach, wie es bereits in Hamburg realisiert wurde.
  3. Als Iraner:innen und Iranischstämmige tragen wir die Lebenserfahrung in einem multilingualen und multiethnischen Staat in uns und möchten hiermit an die Bedeutung vieler im Iran und der Region gesprochenen Sprachen erinnern.

PRESSEMITTEILUNG: Zum Tode von Baktash Abtin

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Wir sind zutiefst betrübt über den Tod von Baktash Abtin, einem iranischen Dichter und Filmemacher und Mitglied des iranischen Schriftstellerverbandes, der eine ungerechte Freiheitsstrafe von sechs Jahren verbüßte.
Zu diesem traurigen Anlass hat der Schriftstellerverband des Irans in einer Stellungnahme klargestellt, dass „die Regierung der Islamischen Republik, die Justiz und der Sicherheitsapparat die alleinige Verantwortung für den tragischen Tod und sogar kriminellen Ermordung von Baktash Abtin tragen.“ Der Schriftstellerverband des Irans ruft alle freiheitsliebenden Menschen und unabhängigen Nichtregierungsorganisationen, die für Freiheit und Menschenrechte stehen, auf, ihre Augen vor diesem Verbrechen nicht zu verschließen und ihre Stimme zum Protest zu erheben.

Die Iranische Gemeinde in Deutschland verurteilt die beabsichtigte unterlassene Hilfeleistung und das Versäumnis rechtzeitiger medizinischer Behandlung von Baktash Abtin im Gefängnis der Islamischen Republik Irans, die zu seinem vorzeitigen Tod führten, und fordert, dass die Einzelheiten und Umstände dieser humanitären Tragödie zügig geklärt werden müssen.

Gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen und Menschenrechts-organisationen fordern wir mit aller Vehemenz die neue Bundesregierung und insbesondere ihre Außenministerin, Frau Baerbock, auf, sich aufgrund der angekündigten neuen werteorientierten Außenpolitik Deutschlands, wie auch im Koalitionsvertrag ausdrücklich festgehalten, für die Freilassung inhaftierter Menschenrechtsaktivist:innen, Frauen- und Kinderrechtler:innen, Kulturschaffenden, Künstler:innen und Umweltaktivist:innen im Iran sowie inhaftierten Doppelstaatsangehörigen einzusetzen.

PRESSEMITTEILUNG: Zum Internationalen Tag der Menschenrechte

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„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“, so lautet der erste Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR). Unter den Eindrücken des Zweiten Weltkriegs und der Gräueltaten des Nationalsozialismus wurde sie am 10. Dezember 1948 von den Vereinten Nationen (UN) verabschiedet. 73 Jahre nach der Unterzeichnung dieses bedeutsamen Dokuments und trotz zahlreicher internationaler Abkommen und dem Engagement der Vereinten Nationen kommt es weltweit immer wieder zu schwersten Menschenrechtsverletzungen. Die Menschen, die wegen Krieg, bewaffneten Konflikte, politischer Verfolgung oder Umweltkatastrophen, einschließlich Wassermisswirtschaft, insbesondere im Nahen Osten u.a. in Iran und nicht zuletzt zerstörerischer neoliberaler Wirtschaftspolitik ihre Heimat verlassen mussten, gehören zu den dramatisch wachsenden Gruppen, die aktuell häufig von massiven Menschenrechtsverletzungen betroffen sind. Ende 2018 waren den Vereinten Nationen zufolge weltweit erstmals mehr als 70 Millionen Menschen auf der Flucht. Schutzsuchende werden oft diskriminiert, angegriffen und können etwa ihr Recht auf Bildung oder Gesundheitsversorgung besonderes während der Corona-Pandemie nicht wahrnehmen.

Leider sind Menschenrechtsverletzungen nicht nur auf Krisengebiete beschränkt, auch innerhalb der Europäischen Union und der Bundesrepublik Deutschland nehmen die Fälle zu. Die Misshandlung von Einwanderern, die gestiegene Anzahl armer Kinder, die unaufhaltsame Vergrößerung der Armut und Vermögenslücke gestärkt durch Pandemie und die Ausweitung des Niedriglohnsektors in der Wirtschaft sind einige Beispiele für Menschenrechtsverletzungen in europäischen Gesellschaften, darunter auch in Deutschland.

Bedauerlicherweise bleibt die Menschenrechtslage im Iran und in Afghanistan weiterhin sehr besorgniserregend und desolat. Die in Köln lebende Architektin und Frauenrechtlerin Nahid Taghavi ist seit einem Jahr unter menschenunwürdigen Bedingungen in Teheran inhaftiert. Sie wurde mehrmals verhört und verbrachte mehr als 1.000 Stunden in Einzelhaft. Trotz Zahlung einer Kaution von rund 70.000 Euro erhielt der 66-Jährige keine sofortige Beurlaubung aus der Haft, um medizinisch versorgt zu werden.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (ISHR) setzt sich seit ihrer Festnahme für ihre Freilassung und die von einer Reihe anderer politischen Gefangenen, darunter auch Doppelstaatsangehörigen, die wegen erfundener Anschuldigungen zu langer Haft verurteilt wurden, ein.

Gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen und Menschenrechtsorganisationen fordern wir die neue Bundesregierung und insbesondere ihre Außenministerin, Frau Baerbock, auf, sich aufgrund der angekündigten neuen werteorientierten Außenpolitik Deutschlands, wie auch im Koalitionsvertrag ausdrücklich festgehalten, für die Freilassung inhaftierter Doppelstaatsangehöriger, Frauenrechtler*innen, Menschenrechtler*innen und Umweltaktivist*innen im Iran einzusetzen.

Aufruf zur Teilnahme an den Wahlen 2021

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Zur Unterstützung von Demokratie, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und einer nachhaltigen Zukunft und Gleichberechtigung für alle Bürgerinnen und Bürger einer postmigrantischen Gesellschaft

 

Wir leben in einer Zeit des totalen Wandels mit vielen Herausforderungen. Die gravierenden Folgen des Klimawandels, weltweite Migrationsströme, steigende Armut und soziale Marginalisierung bei einer überproportionale Anhäufung von Kapital in den Händen Weniger, Demokratiekrisen in großen Teilen der westlichen Welt, zunehmende rassistische, antisemitische und neofaschistische Bewegungen, die Coronapandemie, eine wieder steigende Gefahr durch islamistische Extremisten und nicht zuletzt auch die umfassende Digitalisierung und Modernisierung unserer Gesellschaften sind wichtige Herausforderungen der Gegenwart. Auch die Bundesrepublik Deutschland sieht sich diesen Herkulesaufgaben gegenüber, die trotz ihrer Rolle als eine der führenden Wirtschaftsmächte weltweit insbesondere im Bereich der Informationstechnologie nicht nur den USA und China, sondern auch mehreren europäischen Ländern hinterherhinkt.

Die Iranische Gemeinde in Deutschland (IGD) hat im Rahmen ihrer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen, darunter der Bundeskonferenz der Migrantenorganisationen (BKMO), dem Verband für Interkulturellen Wohlfahrtspflege, Empowerment und Diversity (VIW) und dem Bundenetzwerk bürgerschaftliches Engagement (BBE) stets dazu aufgerufen, diese dringenden Themen immer wieder gesellschaftlich zu thematisieren. Zugleich weist die IGD auch im Dialog mit politischen und staatlichen Institutionen, wie etwa dem Integrationsgipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem Kanzleramt zum Nationalen Aktionsplan – Integration (NAP-I) unter Federführung von Staatsministerin Widmann-Mauz oder in Gesprächen mit den zuständigen Referatsleitungen im Innen- und Familienministerium, Auswärtigen Amt sowie Bundesministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit, immer wieder auf die Wichtigkeit dieser Themenfelder hin. Aktiv engagiert sich die IGD auch bei der Erstellung von Positionspapieren, Forderungen zur Bundestagswahl, der Antirassismusagenda 2025, Arbeitsplänen und der Erarbeitung des Entwurfs eines Bundespartizipationsgesetzes.

Im Zuge dieser Aktivitäten in Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen hat die IGD zusammen mit anderen Mitgliedern der Bundeskonferenz der Migrant:innenorganisationen in Deutschland (BKMO) drei wichtige Dokumente veröffentlicht:

Nur durch aktive Partizipation und umfassendes Engagement für die gesellschaftspolitischen Prozesse in einer Demokratie können wir unsere politische Selbstwirksamkeit entfalten und unsere Forderungen durchsetzen. Durch eine starke Beteiligung an den Wahlen tragen wir zur Stärkung und Stabilität der freiheitlich demokratischen Grundordnung Deutschlands bei.

Daher rufen wir alle in Deutschland lebenden Iraner:innen, iranischstämmige und persischsprachige Bürger:innen und alle anderen Wahlberechtigten auf, sich aktiv an der bevorstehenden Bundestagswahl sowie den Landtagswahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern zu beteiligen.

Pressemitteilung der BKMO zur Bundestagswahl 2021

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Bundestagswahl 2021: Nach Worten und Wahlen endlich Taten – wirksame Pakte gegen rechts und für Demokratie

Berlin, 28. September 2021

 

Nach der Achterbahnfahrt der Umfragen der letzten Wahlkampfmonate haben die Bürger*innen am 26.09.2021 endlich gesprochen. Die Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisation (BKMO) gratuliert den im Bundestag vertretenen Parteien, die ihren Stimmenanteil gegenüber 2017 steigern konnten – SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP – und fordert Maßnahmen zur Rassismusbekämpfung und Demokratieförderung.

 

„Die große Koalition wurde aus unserer Sicht zu Recht abgewählt, weil sie trotz ihrer großen Mehrheit in der letzten Legislaturperiode die Chance versäumt hat, überfällige gesellschaftliche Reformen für mehr Vielfalt und gesellschaftlichen Zusammenhalt umzusetzen. So warten wir immer noch auf ein Partizipations- und Teilhabegesetz, das überfällige Demokratiefördergesetz und auf wirksame Maßnahmen gegen Rassismus und Rechtsextremismus,“ kommentiert Dr. Kamila Schöll-Mazurek, die gegenwärtige Ko-Sprecherin der BKMO. Die BKMO ruft die nächste Bundesregierung auf, die zentralen Forderungen von 26% der Bevölkerung – das sind die Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland – umzusetzen. Mit der Antirassismus-Agenda 2025 sowie dem Gesetzentwurf für ein Bundespartizipationsgesetz hat die BKMO ganz konkrete Vorschläge vorgelegt, wie Rassismus in unserer Gesellschaft bekämpft werden und mehr gleichberechtigte Teilhabe für alle verwirklicht werden kann.

 

“Insgesamt können wir bei der Bundestagswahl einen deutlichen Trend gegen rechte Positionen beobachten, das ist erstmal erfreulich!“, so Michael AlliMadi, ebenfalls Ko-Sprecher der BKMO. „Allerdings sind die Ergebnisse aus einzelnen Bundesländern wie in Sachsen und Thüringen absolut besorgniserregend.“ Die BKMO ruft die demokratischen Parteien dazu auf, in Zukunft in einem Pakt für Demokratie eng mit der Zivilgesellschaft, einschließlich der Organisationen von Migrant*innen und Neuen Deutschen Organisationen, zusammenarbeiten und gemeinsam aussichtsreiche Kandidat*innen zu unterstützen. Damit können wir verhindern, dass die Stimmen der Demokratie so stark zersplittert werden und dadurch Direktmandate an Demokratiegegner*innen gehen.

 

Schließlich appelliert die BKMO an die Wichtigkeit zügiger Verhandlungen zur Gestaltung der Zuwanderungsgesellschaft in einer Form, welche die gleichberechtigte Teilhabe von allen ermöglicht: „Es wäre schlecht, wenn jetzt viele Projekte der Zivilgesellschaft nur dadurch abgebremst würden, dass Koalitionsverhandlungen so lange dauern, dass der Bundeshaushalt 2022 nicht rechtzeitig verabschiedet würde. Deshalb sind die Parteien aufgefordert, schnell Verhandlungen aufzunehmen und eine tragfähige Regierung zu bilden,“ so Dr. Schöll-Mazurek abschließend.

 

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26% der Menschen in Deutschland haben Migrationsgeschichte und brauchen eine Stimme: Die Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen (BKMO) ist ein Zusammenschluss von über 70 Migrant*innenorganisationen mit dem bundespolitischen Anspruch, als Ansprechpartner von Bundestag und Bundesregierung politische Impulse zu setzen und zu einer zukunftsgewandten, alle umfassenden und teilhabeorientierten Politik beizutragen.

www.bundeskonferenz-mo.de

 

Der Vertreter*innenrat der BKMO

Michael AlliMadi, Panafrikanische Organisation; Ehsan Djafari, Iranische Gemeinde in Deutschland e.V.; Sami Dzemailovski, Verband für interkulturelle Wohlfahrtspflege Empowerment und Diversity; Meral El, neue deutsche organisationen e.V.; Dunja Khoury, Verband Deutsch-Syrischer Hilfsvereine; Mamad Mohamad, Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt e.V.; Marianne Ballé Moudoumbou, Pan African Women’s Empowerment and Liberation Organisation; Galina Ortmann, Bundesverband interkultureller Frauen BiFeV; José Manuel Paca, Dachverband der Migrantenorganisationen in Ostdeutschland; Dr. Kamila Schöll-Mazurek, Polnischer Sozialrat e.V.; Susanna Steinbach, Türkische Gemeinde in Deutschland e.V.; Karen Taylor, Each One Teach One (EOTO) e.V.; Efe Ural, Young Voice TGD e.V.

 

Pressekontakt: Kaan Bağcı

info@bk-mo.de

01520 6862206