Seit mehr als einem Jahrhundert wird der 1. Mai in vielen Ländern der Welt als Tag der Arbeit gefeiert und zu diesem Anlass finden verschiedene Veranstaltungen zur Solidarität mit den Arbeitnehmer:innen und für soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit statt.

Obwohl die Arbeiter:innen in allen Ländern eine wesentliche Rolle bei der Produktion des gesellschaftlichen Reichtums spielen, erhalten sie keinen gerechten Anteil an diesem Reichtum. In vielen Ländern, darunter auch im Iran, werden ihre Rechte schwer verletzt.

In diesem Jahr steht der 1. Mai ganz im Zeichen der sich verschlechternden Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmer:innen. In der Bundesrepublik Deutschland ist eine große Zahl von Arbeitnehmer:innen von Arbeitslosigkeit, unsicheren Arbeitsplätzen, hohen Mieten und steigenden Lebensmittelpreisen bedroht. Sie haben mit Kürzungen von Sozialleistungen zu kämpfen und werden immer abhängiger von staatlicher Unterstützung. Laut Umfragen ist fast jeder Fünfte im Niedriglohnsektor beschäftigt. Insbesondere Menschen mit Migrationsbiografie sind stärker unter Druck und arbeiten oft als Leiharbeiter:innen oder über Werkverträge bei Mittelsmännern und Subunternehmen mit niedrigen Löhnen.

Diese Situation verschärft sich noch durch die steigenden Kosten für das Militär und die soziale Instabilität, die sich aus dem beschleunigten Prozess der Automatisierung ergibt (insbesondere aus dem verstärkten Einzug der künstlichen Intelligenz in die Produktions- und Dienstleistungssektoren).

Leider haben wir in den letzten drei Jahrzehnten sowohl in Deutschland als auch in ganz Europa eine Tendenz zur Einschränkung der Rechte von Arbeitnehmer:innen und damit eine Bedrohung des sozialen Friedens beobachten können. Dies führt zu einer Schwächung der sozialen Solidarität, einer Stärkung des Populismus und rassistischer Strömungen.

Der diesjährige Internationale Tag der Arbeit steht im Iran im Zeichen der Fortsetzung der Revolution unter dem Motto Frau-Leben-Freiheit und des Streiks in mehr als 100 Betrieben und Unternehmen der Öl-, Petrochemie-, Gas- und Stahlindustrie. Die Arbeiter:innen und Werktätigen des Iran haben massive Proteste gestartet, um sich von diskriminierenden Arbeitsgesetzen und sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen zu befreien und kämpfen für ihre grundlegendsten Menschenrechte.

Die Iranische Gemeinde in Deutschland unterstützt die Forderungen der Arbeiter:innen und Gewerkschaften in Deutschland sowie die Kämpfe der iranischen Arbeiter:innen und Werktätigen zur Schaffung einer säkularen, freien, gerechten und diskriminierungsfreien und rassismuskritischen Gesellschaft.

 

Iranische Gemeinde in Deutschland

1. Mai 2023

 

Über die Iranische Gemeinde in Deutschland e.V.

Die Iranische Gemeinde in Deutschland e.V. (IGD) ist ein bundesweit agierender Dachverband der iranischen und Iran-stämmigen Community, der im Jahr 2010 in Berlin gegründet wurde. Die IGD setzt sich satzungsgemäß u. a. für die Stärkung der Interessen von in Deutschland lebenden Menschen iranischer Herkunft und deren stärkere Integration sowie Partizipation ein. Der Verein ist unabhängig, überparteilich, überkonfessionell und an säkularen Werten orientiert.