Die Iranische Gemeinde in Deutschland e.V. (IGD) erinnert an den Internationalen Frauentag am 08. März 2020, der seit 2019 in Berlin gesetzlicher Feiertag ist.

Auch bekannt als Frauenkampftag geht die Genese zurück auf die Forderungen von sozialistischen Organisationen in Europa vor dem 1. Weltkrieg nach einer Gleichberechtigung und Emanzipation von Arbeiterinnen. Der Weltfrauentag wurde erstmals 1921 gefeiert und blickt damit auf eine fast hundertjährige Tradition zurück. Trotz erheblicher Fortschritte und Erfolge in einigen Ländern kann noch immer nicht von einer Gleichberechtigung der Frau gesprochen werden, wenn selbst in fortschrittlichen Demokratien, Frauen in Spitzenpositionen unterrepräsentiert sind oder weniger Gehalt für gleichwertige Arbeit erhalten. MeToo und die Existenz von Equal Pay Day zeigen die weltweit andauernde Ungleichheit. Daran ändert auch nichts, dass in Deutschland seit 16 Jahren eine Frau das Amt der Bundeskanzlerin ausfüllt und fast eine ganze Generation den Amtssitz nur als Bundeskanzlerinnenamt kennt.

Im Andenken an den Weltfrauentag organisierte die IGD schon am 22.02.2020 in Berlin im Rahmen des Wertedialogs die künstlerische Performance der jungen Laienschauspielgruppe Eshil-Group mit dem Titel „Die blauen Mädchen“. Hiermit erinnerte die Gruppe nicht nur an das Schicksal eines jungen Mädchens im Iran, dass sich vor Jahresfrist selbst aus Protest gegen das Stadionverbot für Frauen bei Fußballspielen öffentlich verbrannte. Farzaneh Kazemi, die Regisseurin des Stücks und gebürtige Kabulerin, macht deutlich; „Wir wollten damit natürlich auf die Unterdrückung der Frau in Afghanistan, Iran und weltweit aufmerksam machen.“

Zahlreiche Proteste iranischer Frauen mit starker Symbolkraft, u. a. das „Blaue Mädchen“ sowie „Die Töchter der Revolutionsstraße“, deuten auf verheerende Situation iranischer Frauen hin. Staatlich verordnete Kleiderordnung, Geschlechtertrennung, benachteiligende Gesetze und Praktiken und institutionalisierte im kulturellen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bereich sind einige Aspekte der Unterdrückung der Frauen im Iran.

Wir glauben, dass starke Frauen die Voraussetzung für starke Gesellschaften sind und für Farzaneh Kazemi sind neben der politischen Kultur oder rechtlichen Verboten von Regierungen, insbesondere die patriarchalen Gesellschaftsstrukturen das größte Hindernis bei der Emanzipierung der Frau.  „Schließlich besteht für Frauen in meiner Heimat Afghanistan kein Kopftuchgebot. Trotzdem müssen viele Frauen das Kopftuch auf Geheiß ihrer Männer oder patriarchaler Strukturen tragen“, so Kazemi weiter.

Im Andenken des Weltfrauentages verurteilen wir aber auch die aktuellen Vorkommnisse an der türkisch-griechischen Grenze. Es sind insbesondere Frauen und Kinder, die unter den unmenschlichen Verhältnissen in Flüchtlingslagern auf griechischen Inseln oder durch den Tränengasbeschuss an der Grenze leiden. Diese hässliche Fratze der Unmenschlichkeit sollte nicht das Erste sein, was Geflüchtete auf der Suche nach einer besseren Zukunft in Europa von Europäern zu Gesicht bekommen.