PRESSEMITTEILUNG: Wachsamkeit gegen Antisemitismus, Rassismus und Hass

Die Ereignisse in Halle haben die Iranische Gemeinde in Deutschland e.V. (IGD) tief schockiert. Unsere Mitgliedsorganisationen und Mitglieder möchten den Opfern und ihren Angehörigen ihr tiefstes Mitgefühl aussprechen. Wir trauern mit Ihnen in Solidarität und Menschlichkeit und verurteilen diesen grausamen Anschlag aufs Schärfste.

Der Anschlag in Halle war antisemitisch motiviert, daran gibt es keinen Zweifel. Die polizeilichen Ermittlungen mögen zwar auf einen Einzeltäter hinweisen, jedoch besteht in Teilen der Gesellschaft ein Klima, das als Nährboden dieser Tat gelten muss. Es ist besorgniserregend, dass Juden und jüdische Organisationen an vielen Orten der Welt Opfer antisemitischer Anschläge und von Diskriminierungen sind. Dass heutzutage in Deutschland vier Generationen nach der Shoa, dem schrecklichsten Tabubruch der Menschheit überhaupt, die die europäischen Juden der Vernichtung preisgab, jüdisches Leben beschützt werden muss, ist eine Schande.

Die Politik ist nun gefordert. Die bisherigen Erkenntnisse aus dem Aufklärungsprozess der NSU-Morde, des tödlichen Attentats an Walter Lübke, aber auch aus den weiteren unzähligen Straftaten mit rassistischen und rechtsextremistischen Hintergrund mit zahlreichen Opfern zeigen, dass eine konsequente Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus-Komplex auch mit einer radikalen Kritik der deutschen Sicherheitspolitik einhergehen muss. Es ist nun an der Zeit, diesem sicherheitspolitisch mit aller Konsequenz, nachhaltig und umfassend zu begegnen.

Gemeinsam und solidarisch rufen wir als Teil der Migrantenorganisationen (MO) und neue Deutsche auf, gegen Hass, Intoleranz und Menschenfeindlichkeit jeglicher Art aufzustehen und Farbe zu bekennen. Wir wollen und können nicht weiter ein in Teilen der deutschen Gesellschaft existentes Klima akzeptieren, in der Hetze gegen Minderheiten und Hass gegen das Anderssein auf fruchtbaren Boden fällt. Lasst uns gemeinsam wachsam sein!

Als Mitglieder einer MO, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben und deren Kinder hier als Deutsche geboren sind, empfinden wir uns als gleichberechtigter Teil der deutschen Gesellschaft. Wir sind gemeinsam auch als Deutsche und neue Deutsche nicht für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit des Naziregimes und seiner Helfershelfer verantwortlich. Als Gesamtgesellschaft tragen wir aber die moralische Verantwortung an diese Unmenschlichkeiten zu erinnern und dafür Sorge zu tragen, dass sich niemals wieder auf deutschen Boden solche Ereignisse wiederholen.

Unsere gemeinsame Aufgabe besteht deshalb darin allen völkischen und nationalistischen Parolen sowie rechtsextremen und antisemitischen Gedankengut entgegenzutreten. Denjenigen, die mit diesen Parolen kokettieren, müssen wir klarmachen, dass diese extremistischen Ideologien inakzeptabel sind. Diejenigen, die rechtspopulistischen Parteien ihre Stimme geben, müssen wissen, dass sie aus moralischer Sicht zu Mittätern werden.